VOM „VERBORGENEN“ ÜBER DAS „DUALE“ ZUM OFFENBAREN

Vom „Verborgenen“ über das „Duale“ zum Offenbaren
Ergänzende Erläuterungen zum Konzept "Innen - Außen":

Kein Innen – kein Außen – alles ist seinem Wesen nach Herz

Die Vorstellung getrennten Bewusstseins und von etwas innen oder außen, sind alles Konzepte im Verstand, es gibt kein Innen und es gibt kein Außen, und es ist dennoch wahrnehmbar. Raumlos,
Formlos, Zeitlos.

„Das Noumenon (das Absolute), die reine Subjektivität, kann sich selbst als Noumenon nicht sehen. Die phänomenale Manifestation ist als nicht etwas von außen, vom Noumenon „projiziert“ sondern, es ist eine Objektivierung als Manifestation in, durch und auf sich selbst“
– Pointers, Nisargadatta –

Das ist wichtig zu realisieren, denn alle Beschreibungen scheitern immer wieder an den Raum-Objekt-Zeit Konzepten, auf denen unser gesamtes Denken fußt. Um die Beziehung von Absoluten-Bewusstsein-Manifestation zu verdeutlichen und Hinweise darauf zu geben, wird Sprache benutzt, die wiederum nur ein Ausdrucksmittel des Denkens ist. Und Denken (konzeptuelles Bewusstsein) braucht Konzept bzw. ist reines Konzept.

Es ist deshalb unmöglich in der Sprache die Realisation des Bewusstseins auszudrücken, weil dieses jenseits von Raum-Objekt-Zeit wahrgenommen wird. Gänzlich unmöglich ist das wahrnehmen oder beschreiben des Absoluten. Man kann das am Besten verständlich nachvollziehbar vergleichen, mit einem Einäugigen in einen leeren Raum, der versucht sein eigenes Auge zu sehen – das ist unmöglich. Das eine Auge kann ohne Reflektion oder Hilfe sich selbst niemals erblicken. So ist das auch mit Absoluten Bewusstsein, nur dass das Absolute nicht nur das Sehen umfasst, sondern die Summe aller Sinne bzw. exakter, die pure Empfindungsfähigkeit, die alle Sinne erst ermöglicht, ist. Und so wie der Einäugige das Auge (das er niemals Sehen wird) nur durch das Sehen als solches realisieren kann, realisiert sich das Absolute selbst nur durch die bewusste Empfindungsfähigkeit der Objekte ohne sich selbst jemals bewusst wahrnehmen zu können.

Realisation des Absoluten
Um diese bewusste Wahrnehmungsfähigkeit zu realisieren, muss das Bewusstsein sich allerdings aus der Identifikation mit dem was es wahrnimmt lösen, es muss in seiner Form realisieren, dass es nicht die Form ist. So wie der Einäugige auch irgendwann anfangen wird, sich zu fragen, mit was er da eigentlich schaut, wenn er sich „satt“ geschaut hat in dem leeren Raum. Dann beginnt seine Suche. Er wird als erstes realisieren, dass das Sehen gar nicht dasselbe ist, wie das was er sieht, sondern das Sehen ein separater Wahrnehmungszustand (der das Sehen von Objekten möglich macht) ist – er erwacht aus dem bloßen anschauen der Objekte zu Erkenntnis des Sehens selbst. Vielleicht bleibt er stecken, vielleicht fragt er sich dann aber noch – was ermöglicht dieses Sehen eigentlich? Und damit ist er bei der Frage nach dem Absoluten gelandet – jetzt möchte er das Auge sehen, welches ihm das Sehen ermöglicht. Er wird es nie schaffen, weil das was das Sehen erschafft, sich selbst eben nicht sehen kann. Für das Auge und das Sehen ist das noch einfach zu lösen, nimm einen Spiegel, dann siehst du dein Auge! Ist das wirklich so? Nein du siehst jetzt nur das Spiegelbild deines Auges, aber mit Sehen Deines Auges erblickt du niemals direkt, das Auge was dir dieses Sehen ermöglicht. Lass Deine Auge sich selbst anschauen, es ist unmöglich. Im Spiegel oder mit dem anderen Auge erhältst du eine Vorstellung davon aber du kannst das Auge das Sehen „erzeugt“ bzw. in dem es sich realisiert, sich nicht direkt selbst erblicken lassen. Erweitere das auf die Ebene sämtlicher deiner bewussten Empfindungen – realisiere, dass du nicht die Empfindungen bist sondern die Empfindungsfähigkeit die das ermöglicht – und realisiere, dass du dir die Quelle dieser Empfindungsfähigkeit niemals bewusst wirst bewusst (durch Empfindungen) machen können – und du bist erwacht und hast realisiert wer du bist. Verweile in diesem Zustand dauerhaft und du wirst sein was du bist und schon immer warst.

Und nochmal – irgendeine „wahrgenommene“ Trennung zwischen Absoluten, Bewusstsein und Manifestation ist Illusion und Konzept – das ist unmöglich. Jede Form von Trennung ist Illusion. Es gibt im Absoluten, dass das Bewusstsein ist, das die Manifestation ist – kein Innen, Außen – das ist die Trennung im und durch das konzeptuelle Bewusstseins, was diese Illusion erzeugt und aufrecht erhält. Es ist gedanklich nicht erfassbar, weil das Denken auf Trennung fußt – aus der Trennung überhaupt erst möglich wird – es gibt kein Denken ohne Trennung. 

Dass das Manifest-Bewusst-Absolute nur Bewusstsein ist, ist selbst nur realisierbar jenseits der Gedanken und Konzepte, wobei das Absolute sich hierbei jedweder Wahrnehmung total entzieht – aber die Realisation des Mainfest-Bewussten automatisch die Erkenntnis des Absoluten hervor bringt. Genauso wie Objekte (Manifestes) und das Sehen (Bewusstes) derselben, einer Wahrnehmung und damit Kenntnis des Auges (Absolutes) ermöglichen, ohne das man es jemals direkt sehen kann und wird, eben weil es das Sehen ermöglicht, und daher unmöglich erblickt werden kann. Und auch hier sind alle drei Dinge untrennbar dasselbe – konzeptuell zwar getrennt, aber existenziell untrennbar, nicht kann ohne das andere existieren.

frei nach Bhagavan Sri Ramana Maharshi

Quelle:


ergänzende Quellen:


Bhagavan Sri Ramana Maharshi
Ergänzende Erläuterungen zur Lektion 95, Übungsbuch EKiW in Parallelität zur Meditation "Ich bin Er":

29
Sch: Welchen Sinn hat die Empfehlung, mit dem Gedanken "Ich bin Er" über die Wahrheit zu meditieren, dass zwischen mir und der wie eine Flamme von allein strahlenden Wirklichkeit kein Unterschied besteht?
M: (A) Die Empfehlung, sich vorzustellen, nichts anderes als die selbst-strahlende Wirklichkeit zu sein, hat folgenden Grund: Die Schrift definiert Meditation so: "Im Zentrum des achtblättrigen Lotus des Herzens, also des Ganzen, das Kailasa, Vaikunta, und Paramapada genannt wird, liegt die Wirklichkeit, daumengroß, hell wie ein Blitz und strahlend wie eine Flamme. Wenn der Mensch hierüber meditiert, erlangt er Unsterblichkeit." Wir sollten verstehen, dass wir durch diese Art der Meditation die Fehler, (1) des unterscheidenden Denkens, also "Ich bin anders, und jenes ist anders", (2) der Meditation über das Begrenzte, (3) der Vorstellung, das Wirkliche sei begrenzt und (4) es sei auf einer Ort beschränkt, vermeiden.
(B) Der Sinn der Empfehlung, mit dem Gedanken "Ich bin Er" zu meditieren, liegt außerdem in Sahaha
M: Soham; Sah, es ist das höchste Selbst, Aham das Selbst, das als "Ich" manifestiert ist. Der Jiva, der als Shivalinga im Lotus des Herzens wohnt, hat seinen Sitz im Körper, der Stadt Brahmans; der Geist wendet sich als Ego nach außen und identifiziert sich mit dem Körper, usw. Der Geist sollte im Herzen aufgelöst und die sich auf den Körper beziehende Ich-Wahrnehmung aufgegeben werden; wenn man demgemäß unbeirrt ergründet "Wer bin ich?" zeigt sich sehr fein das Wesen des Selbst als "Ich-Ich"; Es ist zugleich alles und nichts und ohne Unterscheidung von innen und außen als höchstes Selbst gegenwärtig; wie oben beschrieben, ist es hell wie eine Flamme und bezeugt die Wahrheit "Ich bin Brahman". Wer es in der Meditation nicht als mit sich selbst identisch erkennt, sondern glaubt, es sei etwas anderes, den wird die Unwissenheit nicht verlassen. Aus diesem Grund wird die Identitäts-Meditation empfohlen.
Wenn man für lange Zeit ungestört und ununterbrochen mit dem Gedanken "Ich bin Er", also der Technik, das Selbst zu reflektieren, über das Selbst meditiert, wird das Dunkel der Unwissenheit aus dem Herzen vertrieben und mit ihr auch alle Hindernisse, die nichts als Folgen der Unwissenheit sind; vollkommene Weisheit wird erlangt.(7)
Die Wirklichkeit in der Höhle des Herzens in der Stadt (Brahmans), dem Körper, zu erkennen, ist gleichbedeutend mit der Erkenntnis des einzig vollkommenen Gottes.
Der Weise lebt sorglos in der Stadt mit den neun Toren, dem Körper.(8) Der Körper ist der Tempel; der Jiva ist Gott (Shiva). Wer ihn mit dem Gedanken "Ich bin Er" anbetet, findet Erlösung.
Der aus den fünf Hüllen bestehende Körper ist die Höhle; das höchste Wesen, das hier wohnt, ist der Herr der Höhle. Das erklären die Schriften.
Da das Selbst die Wirklichkeit aller Götter ist, ist die Meditation über das Selbst, das man ja selbst ist, die beste aller Meditationen; andere Meditationen sind nur Teile dieser Meditation, und nur um sie zu erreichen, werden die anderen Meditationen empfohlen. Wenn sie erreicht ist, sind die anderen nicht mehr notwendig. Das eigene Selbst zu kennen, bedeutet Gott zu kennen. Wenn das meditierende Selbst nicht erkannt wird und man glaubt, dass man über eine von einem selbst verschiedene Gottheit zu meditieren habe, wird dies von den Weisen mit dem Versuch verglichen, den eigenen Schatten mit Schritten auszumessen, oder auch mit der Suche nach einer wertlosen Muschel, nachdem man einen unbezahlbaren Edelstein wegwirft, den man bereits besitzt.(9)

Quelle:

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